Deutschland marschiert in den Halbfinal

Deutschland steht nach einem problemlosen und hochverdienten 4:2-Erfolg über Griechenland im EURO-Halbfinal gegen Italien oder England. Das Team von Joachim Löw zeigte in Danzig Einbahnfussball.
Philippe Lahm, Sami Khedira, Miroslav Klose und Marco Reus schossen die Tore für Deutschland. Georgios Samaras hatte das zwischenzeitliche 1:1 erzielt, Dimitrios Salpingidis gelang kurz vor Schluss per Handspenalty noch Resultatkosmetik.

Deutschland trifft im Halbfinal vom 28. Juni nun auf den Sieger aus der Partie zwischen England und Italien, die am Sonntagabend in Kiew stattfindet. Für die DFB-Auswahl war es der 15. Pflichtspiel-Sieg in Serie, was neuer Rekord für eine Nationalmannschaft ist.

Löw mit überraschenden Änderungen

Deutschlands Trainer Joachim Löw wartete schon vor der Partie mit grossen Überraschungen auf und stellte im Vergleich zum Dänemark-Spiel gleich auf vier Positionen um. Die Flügel Thomas Müller und Lukas Podolski mussten Marco Reus und André Schürrle weichen, im Sturm lief Miroslav Klose anstelle von Mario Gomez auf. Zudem kehrte Jérôme Boateng in das Team zurück; er verdrängte nach abgesessener Sperre auf der rechten Abwehrseite wieder Lars Bender. Das neuformierte Team zeigte keine Anlaufschwierigkeiten. Die Deutschen kombinierten gleich von Beginn weg eindrucksvoll und verzeichneten bereits in den ersten 5 Minuten 3 hochkarätige Chancen. Schürrle traf auch in die Maschen – allerdings aus einer ganz knappen Offside-Position.

Griechenland erwartet defensiv

Dieser Anfang war symptomatisch für die ganze Partie: Die 40’000 Zuschauer in Danzig sahen während 90 Minuten Einbahnfussball. Deutschland verzeichnete rund 70 Prozent Ballbesitz. Griechenland zog sich wie erwartet weit zurück und versuchte mit einer engen Manndeckung und hartnäckigem Zweikampfverhalten das Spiel des Gegners zu zerstören. Offensive Aktionen blieben erwartungsgemäss selten: Den ersten Abschluss verzeichnete Griechenland nach einer halben Stunde, den ersten Corner nach 65 Minuten.

Da aber auch das Defensivverhalten der Griechen phasenweise zu wünschen übrig liess, hatte die Equipe von Joachim Löw leichtes Spiel. Sobald die Deutschen ihre Angriffe mit etwas Tempo vortrugen, wurde es gefährlich. «Das war eine Klasseleistung der Mannschaft, wir können stolz sein», freute sich Löw. «Wir hatten so viele Chancen, dass die Tore fast zwangsläufig gefallen sind.»

Deutschland mit schwacher Chancenauswertung

Nach dem Startfurioso fand Griechenland zunächst die Ordnung etwas, ehe nach 23 Minuten Deutschland wieder einen Gang hochschaltete und Chancen im Minutentakt kreierte: Mesut Özil vergab nach einer herrlichen Kombination aus bester Position kläglich, Reus scheiterte am griechischen Keeper Michalis Sifakis und schliesslich verpasste Klose hauchdünn. Nach 39 Minuten schliesslich landete der Ball endlich im Tor: Lahm war mit einem Weitschuss erfolgreich.

Überraschender Ausgleich

Doch nach 55 Minuten schockte Griechenland die überlegenen Deutschen mit dem Ausgleich quasi aus dem Nichts: Einen mustergültigen Konter, eingeleitet durch einen Fehlpass von Schürrle, schloss Samaras mit seiner einzigen Torchance aus kurzer Distanz ab. «Wir haben es uns unnötig schwer gemacht. Wir hatten Riesenmöglichkeiten. Wir gehen dann 1:0 in Führung und schenken es wieder her», ärgerte sich Lahm nach der Partie. Doch die Deutschen liessen sich nicht beirren, setzten ihr Spiel fort und steigerten sich auch noch in der Effizienz.

Zwischenspurt von Deutschland

Zwischen der 61. und 74. Minuten sorgten sie endlich für klare Verhältnisse: Zunächst war der stark aufspielende Khedira mit einem schönen Volleyschuss erfolgreich, danach traf Klose in seinem 120. Länderspiel mit seinem insgesamt 64. Tor, Youngster Reus schliesslich traf zum Schlussstand. Griechenland hatte dem Gegner in dieser Phase nichts entgegenzusetzen – bis zur Schlussphase und dem streng gepfiffenen Penalty.

(mos)