Bruno Zuppiger tritt als Nationalrat zurück

Der Zürcher SVP-Nationalrat Bruno Zuppiger tritt per sofort zurück. Die Vorkommnisse der vergangenen Monate rund um eine Erbschaftsaffäre hätten ihm und seiner Familie stark zugesetzt, begründete er den Schritt in seinem Rücktrittsschreiben.
«Da es mir unter den gegebenen Umständen nicht mehr möglich ist, mein Mandat in der von mir gewohnten Qualität und dem nötigen Engagement auszuüben, trete ich mit heutigem Datum aus dem Nationalrat zurück», heisst es im Rücktrittsschreiben. Das Schlimmste für ihn in dieser Angelegenheit sei gewesen, seine Familie und sein engeres Umfeld leiden zu sehen.

Kritik an der Partei

In seinem Brief an den Nationalratspräsidenten belastet er auch seine Partei: «Sicher haben auch die mangelnde Sachlichkeit und der zum Teil fehlende Sukkurs gewisser Exponenten und der Spitze der Zürcher SVP zum Entschluss geführt, mich nach über 35 Jahren aus der aktiven Politik zurückzuziehen.»

Gregor Rutz rutscht für Zuppiger nach

Vom Rücktritt Bruno Zuppigers profitiert Gregor Rutz aus Küsnacht. Der 39-jährige Jurist wird Zuppigers Nationalratssessel erben. Dies sagte der Zürcher SVP-Sekretär. Rutz sitzt gegenwärtig noch im Zürcher Kantonsrat und ist zudem Vizepräsident der Zürcher Kantonalpartei.

Daneben engagiert er sich im Vorstand der IG Freiheit und in der Aktion Medienfreiheit. Der Inhaber einer Kommunikationsagentur politisiert zwar stramm auf Zürcher Linie, spricht mit seinem Auftreten aber ein eher jüngeres und urbaneres Publikum an. Rutz war 2001 bis 2008 Geschäftsführer und Generalsekretär SVP Schweiz.

Zuppiger stolpert nach fast 13 Jahren in der grossen Kammer über eine Erbschaftsaffäre. Das Wochenblatt «Weltwoche» hatte im vergangenen Dezember Ungereimtheiten im Zusammenhang mit der Verteilung des Nachlasses einer verstorbenen Mitarbeiterin seines Betriebes, der Zuppiger & Partner AG, aufgedeckt. So soll Zuppiger die Auszahlung von 265 000 Franken an zwei gemeinnützige Organisationen verzögert, ein überrissenes Honorar verrechnet und 100 000 Franken auf ein eigenes Konto überwiesen haben.

Nachdem die beiden Organisationen interveniert und mit Klagen gedroht hatten, bezahlte Zuppiger den vollen Betrag mit Zinsen an diese aus. Der Politiker bestritt die Vorwürfe nicht und räumte ein, Fehler gemacht zu haben. Weil er wegen seines politischen Engagements in seinem Betrieb viel abwesend sei, hätten sich seine Mitarbeiter mit der Erbschaft beschäftigt.

Aufgabe der Bundesratskandidatur

Er musste in der Folge allerdings nicht nur seine Kandidatur für den Bundesrat aufgeben, er verlor auch den Posten als Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes (sgv) und die Unterstützung der Zürcher SVP. Der Zürcher SVP-Präsident Alfred Heer liess damals verlauten, die Zürcher Parteileitung würde einen Rücktritt Zuppigers aus dem Nationalrat begrüssen.

Dieser liess sich lange Zeit nicht beirren und blieb Mitglied des Nationalrates - selbst als die Zürcher Staatsanwaltschaft im vergangenen Januar ein Strafverfahren wegen Veruntreuung und ungetreuer Geschäftsbesorgung eröffnete. Nun hat Zuppiger genug. «Trotz meines etwas abrupten Abgangs werde ich die Zeit im Bundeshaus in guter Erinnerung behalten», schreibt er. Den genauen Wortlaut seines Rücktrittschreibens finden Sie rechts des Artikels bei den Mehrwerten.

(sf/sda/rufi)